Publikationen

Corry Guttstadt: Zwischen Aufbruch und Verfolgung
Migrationsgeschichten türkischer Juden im 20. Jahrhundert

Assoziation A, erscheint 06/2019, 256 Seiten

Die erste Generation türkischer Migranten in Deutschland und Europa war mehrheitlich jüdisch: Etwa 25.000 Juden aus der Türkei lebten während der Zwischenkriegszeit in Paris, Berlin, Mailand, Brüssel und zahlreichen anderen Städten Europas. 
Mit Optimismus waren sie in die „neue Welt“ aufgebrochen. Ihre Lebensgeschichten zeugen von der Energie und dem Mut dieser Migrantengeneration. Das Spektrum ihrer Berufe reichte vom Straßenhändler bis zum Ingenieur, vom Textilarbeiter bis zum Opernsänger und vom Teppichstopfer bis zum Schriftsteller. In ihren neuen Aufenthaltsländern gründeten sie eigene Gemeinden und Synagogen und riefen kulturelle und soziale Vereinigungen ins Leben. Für die kurze Zwischenkriegszeit wurden die Gemeinden in Europa – vor allem in Paris – zu einem neuen pulsierenden Zentrum jüdischen Lebens, zum Ort sephardischer Kulturproduktion.

Doch der Nationalsozialismus löschte diese Welt aus. Die in Europa lebenden türkischen Juden wurden Opfer der deutschen Judenverfolgung: Tausende von ihnen wurden inhaftiert und in die Vernichtungslager deportiert und ermordet. Andere konnten untertauchen, nach Lateinamerika fliehen oder schlossen sich dem Widerstand an.

Die in dem Band versammelten Lebensgeschichten vermitteln sowohl einen Einblick in die Geschichte der Juden in der Türkei als auch in die Vielfalt ihrer Lebens- und Migrationswege und erinnern an ihre Verfolgungsgeschichte unter dem Nationalsozialismus. Die Biografien eröffnen damit eine neue Perspektive auf türkische Migration und jüdische Geschichte in Deutschland.

 

Corry Guttstadt, Thomas Lutz, Bernd Rother, Yessica San Román eds.
International Holocaust Remembrance Alliance, IHRA series, vol. 2

Bystanders, Rescuers or Perpetrators? The Neutrals and the Shoah

The volume Bystanders, Rescuers or Perpetrators? The Neutral Countries and the Shoah offers a trans-national, comparative perspective on the varied reactions of the neutral countries to the Nazi persecution and murder of the European Jews. It examines the often ambivalent policies of these states towards Jewish refugees as well as towards their own Jewish nationals living in German-occupied countries. By breaking down persistent myths, this volume contributes to a more nuanced understanding of an under-researched chapter of Holocaust history and also considers the challenges and opportunities related to Holocaust education and remembrance in the neutral countries.

Buchbesprechung von Wolf Kaiser, http://www.hsozkult.de [16.9.2016]

 

Corry Guttstadt, Wege ohne Heimkehr - Die Armenier, der Erste Weltkrieg und die Folgen

Unter Mitarbeit von Seyda Demirdirek und Elke Hartmann

Assoziation A, 2014, 204 Seiten

»Dies ist ein Weg, von dem es keine Heimkehr gibt«, notierte Armin T. Wegner im November 1915 in Ras al-Ayn im heutigen Nordsyrien. Wegner, der 1915-1916 als Sanitätssoldat der osmanischen Armee Augenzeuge des Völkermords an den Armeniern wurde, beschrieb mit seinem Tagebucheintrag das Los der vielen Hunderttausend Deportierten, die der sichere Tod erwartete.

Doch eine Heimkehr gab es auch für die meisten Überlebenden nicht. Nicht für Zabel Yesayan, eine der wichtigsten armenischen Schriftstellerinnen und engagierten Frauenrechtlerinnen ihrer Epoche, die sich der Deportation durch Flucht entzogen hatte, der die Erinnerung an den Ort ihrer Kindheit aber ein geistiger Zufluchtsort blieb. Nicht für den Lehrer Hagop Mintzuri, der zeitlebens nicht in das Dorf zurückkehrte, aus dem seine Frau, seine vier Kinder und alle anderen Angehörigen deportiert worden waren.

Ein Großteil der Texte thematisiert nicht den Völkermord selbst, sondern die Erinnerungen von ArmenierInnen an ihr Leben vor 1914 oder das Weiterleben im Exil bzw. in der Republik Türkei. Sie vermitteln einen Eindruck der vielfältigen Lebensrealitäten von Armeniern im Osmanischen Reich. Armenier nahmen aktiv Anteil am intellektuellen Aufschwung gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Ob Lyrik, Prosa oder Journalismus, von der Satire bis zum Theater, die armenische Literatur war ein entscheidender Bestandteil der osmanischen Literatur jener Epoche. In den Werken der armenischen AutorInnen drückt sich ihre Hoffnung und dann, angesichts der Ausgrenzung und Vernichtung ihres Volkes, ihre Verzweiflung aus, die sich ganz ähnlich dem deutsch-jüdischen Schreiben des frühen 20. Jahrhunderts in hellsichtiger Gesellschaftsanalyse und Satire Bahn bricht.

Bookcover Englisches BuchCorry Guttstadt: Turkey, the Jews, and the Holocaust

Cambridge University Press, 2013, 376 pages

Based on research in about fifty archives worldwide, Turkey, the Jews, and the Holocaust analyzes the minority politics of the Turkish republic and the country's ambivalent policies regarding Jewish refugees and Turkish Jews living abroad. Although Turkey stayed neutral during World War II, the country's policies proved crucial not only for the 75,000 Jews who lived in Turkey, but also to the 25,000 Turkish Jews living throughout Europe and the tens of thousands of Jews who desperately sought refuge in Turkey or transit to refuge elsewhere. Contrary to the official Turkish self-portrayal, this comprehensive study shows that Turkey was far from welcoming toward Jews during the Holocaust era.
This excellent and very important book represents scholarship at its best. Meticulously researched, it lays to rest many a myth concerning Turkey and the Jews during the Holocaust. It is indispensable reading in the fields of Holocaust studies and twentieth-century Turkish and Jewish history. Aron Rodrigue, Stanford University, California

 

Bookcover türkisch BuchCorry Guttstadt: Türkiye, Yahudiler ve Holokost

İletişim, 2012, 614 Safya

Türkische und erweiterte Übersetzung des Buches "Die Türkei, die Juden und der Holocaust" auf 614 Seiten.
Übersetzer*in: Atilla Dirim
Türkiye, İkinci Dünya Savaşı sırasında gerçekleşen Yahudi soykırımıyla ilgili nasıl bir politika izledi? Bu konudaki yaygın ve popüler anlatıya göre, Avrupa’daki bazı Türk diplomatlarının girişimleri, binlerce Yahudi’nin soykırımdan kurtulmasını sağlamıştı.
Elinizdeki kitap, bu korumacı-kurtarmacı tutumun istisnai, ‘münferit’ olduğunu ortaya koyuyor. 

Corry Guttstadt, olağanüstü ayrıntılı incelemesinde, İkinci Dünya Savaşı döneminde Türkiye’nin izlediği resmî politikanın Yahudileri vatandaşlıktan çıkartarak kaderlerine terk etmek olduğunu gösteriyor bize. Birçok Avrupa ülkesinde yaşayan binlerce Yahudi, Türkiye Cumhuriyeti vatandaşlığını kaybetmeleriyle beraber, kaderlerine yani Nazilerin soykırım aygıtının eline terk edilmiş.

Hem Türkiye devletinin ve resmî/milliyetçi ideolojinin azınlıklarına bakışına dair, hem de Türkiye ile Nazi Almanyası arasındaki ilişkilere dair bilgilerimizi derinleştiren bir çalışma. Ayrıca, Nazilerin soykırımı örgütlemekteki dehşet verici ‘titizlik’ ve kararlılıklarını da gösteriyor.
Tarihin karanlık bir sayfasındaki, şimdiye kadar hiç göz atılmamış bir paragrafı aydınlatan bir kitap.
Kitaptan bir bölüm okumak için tıklayın.

 

Bookcover DeutschCorry Guttstadt: Die Türkei, die Juden und der Holocaust

Assoziation A, 2008, 520 Seiten

Die erste Generation türkischer Migranten in Westeuropa war mehrheitlich jüdisch. 20 bis 30.000 Juden türkischer Herkunft lebten während der Zwischenkriegszeit in verschiedenen europäischen Ländern, wo sie eigene sephardische Gemeinden gründeten. Obwohl viele von ihnen Opfer der Schoah wurden, wurden sie in der internationalen Holocaustforschung bislang kaum berücksichtigt.

Die Autorin untersucht die wechselvolle Geschichte der Juden der Türkei. Noch gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatten die etwa 400.000 Juden des Osmanischen Reiches weltweit eine der größten und blühendsten Gemeinden gestellt. Die Kriege zu Beginn des 20. Jahrhunderts sowie der forcierte Nationalismus der neu entstehenden Nationalstaaten trieb viele von ihnen in die Emigration. In zahlreichen europäischen Metropolen entstanden türkisch-jüdische Gemeinden, die ihre eigenen kulturellen und sozialen Strukturen hervorbrachten. Während des Nationalsozialismus wurden viele ihrer Mitglieder Opfer der Judenverfolgung, obwohl sie als Angehörige eines neutralen Staates speziellen Bedingungen unterlagen.

Das Buch geht dem Schicksal türkischer Juden in verschiedenen europäischen Staaten unter der NS-Herrschaft nach. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der widersprüchlichen Politik der Türkei, die zwar einerseits verfolgten deutsch-jüdischen Wissenschaftlern und Künstlern Exil gewährte, andererseits jedoch wenig unternahm, um ihre im NS-Machtbereich befindlichen jüdischen Staatsbürger zu retten. Auch innerhalb der Türkei wurden Juden durch eine Sondersteuer faktisch ihres Besitzes beraubt, sodass die Mehrheit der verbliebenen Juden der Türkei nach Gründung des Staates Israel dorthin emigrierte.